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Matthias Löchte

CrowdStrom im Behörden-Spiegel - Über CrowdSourcing Elektromobilität antreiben

Emissionsfreie und geräuscharme Elektromobilität kann zu einer höheren Lebensqualität in Stadtgebieten beitragen und das Erreichen von Umweltschutzzielen fördern. Doch obwohl diese Vorteile vielfach anerkannt werden, sind die wirtschaftlichen Hemmnisse der Anlagen und Abrechnungssysteme häufig hoch und die Potenziale der Elektromobilität schwierig zu nutzen. Ein BMBF gefördertes Forschungsvorhaben unter der Verbundkoordination der Stadtwerke Münster arbeitet derzeit an einer Lösung mittels Beteiligung der Gesamtheit der Elektromobilitätsnutzer an dem nötigen Infrastrukturausbau.

Elektrofahrzeuge ermöglichen es, emissionsfrei und nahezu geräuschlos mobil zu sein. Sie leisten damit nicht nur einen Beitrag zu einer höheren Lebensqualität in Stadtgebieten, Elektromotoren sind auch um ein Vielfaches energieeffizienter als Verbrennungsmotoren und fördern den Umweltschutz bei Verwendung von Ökostrom. Derzeit befinden sich etwa 130 Elektrofahrzeuge auf Münsters Straßen. Diese können auf etwa 20 öffentliche Ladestationen zurückgreifen, von denen die Stadtwerke Münster einen großen Teil betreiben. Im Jahr 2015 wird außerdem eine rein elektrische Buslinie von den Stadtwerken Münster in Betrieb genommen und Elektrofahrzeuge in den Pool eines lokalen CarSharing-Anbieters aufgenommen. Diese Beispiele zeigen, dass erste Anwendungsfälle der Elektromobilität vor Ort existieren und ein grundsätzliches Interesse in der Münsterschen Bevölkerung vorhanden ist. Eine 2014 bei den Stadtwerken Münster im Rahmen des Projektes CrowdStrom durchgeführte Kundenumfrage machte deutlich, dass bereits 17,2 % der befragten Kunden erste Elektromobilitätserfahrungen gemacht haben. Obwohl die Befragten die Wichtigkeit der Technologie für Effizienzsteigerungen und Ladeinfrastrukturausbau anerkannten und positive Effekte für das vernetzte Stadtleben wahrgenommen haben, wurde auch darauf hingewiesen, dass Elektromobilität nur in Verbindung mit Ökostromangeboten ihren positiven Effekt erzielt. Die Wirtschaftlichkeit und die limitierte Reichweite wurden als Hemmnisse bewertet. Der Schritt zur flächendeckenden Verwendung der Elektromobilität ist - trotz sichtbarer Vorteile und erster Anwendungen - nicht erreicht. Bisher konnte deutschlandweit weder eine angemessene Ladeinfrastrukturdichte noch eine Einheitlichkeit in Bezug auf Ladetechnologie, Zugang und Abrechnung erreicht werden. Eine Lösung dieser Hemmnisse bringt hohe Investitionen und wirtschaftliche Risiken für einen einzelnen Anbieter mit sich. Die Idee liegt nahe, dieses Investitionsvolumen und das damit verbundene Risiko auf viele Schultern zu verteilen.

Das Forschungsprojekt CrowdStrom zielt darauf ab, das "Henne-Ei-Problem" der Elektromobilität zu lösen, indem die Nutzer der Elektromobilität an dem nötigen Infrastrukturausbau beteiligt werden. Elektromobilitätsnutzer bekommen die Möglichkeit, die Verwendung ihrer privaten Ladestation durch andere Nutzer zu ermöglichen. Als Anbieter können sie ihre Ladestation dazu in einem Online Portal registrieren. Sie legen einen Preis für die Nutzung fest und bestimmen Öffnungszeiten. Interessierte Nutzer registrieren sich ebenfalls und können Angebote online finden. Nachdem sie geladen haben, übernimmt die Plattform die Abrechnung der Tankvorgänge und schreibt dem Anbieter seine Erlöse gut. Damit erzielt der Elektromobilitätsnutzer sowohl einen Rückgewinn der Einrichtungs- und Betriebskosten für sich, als auch einen schnelleren und dichteren Aufbau der Ladeinfrastruktur für die Allgemeinheit der Elektromobilitätsnutzer. Es gewinnen beide Seiten, sowohl Anbieter als auch Nutzer der verfügbaren Ladestationen.

Bislang liegen nur Softwareprototypen der Forschungspartner vor, die derzeit bei den Stadtwerken Münster zu praxistauglichen Lösungen weiterentwickelt werden. Wenn die Plattform getestet ist und zum Einsatz kommt, könnte die Beteiligung an einem solchen System (als Anbieter) jedoch auch für kleine und mittelständische Unternehmen mit eigener Ladeinfrastruktur (z. B. Einzelhandel) interessant sein. Für diese ist die Einrichtung eines eigens für die Ladestationen existierenden Abrechnungssystems häufig zu kostenintensiv, sodass Stromverbräuche der Ladeinfrastruktur nicht selten auch verschenkt werden. In CrowdStrom, das die Stadtwerke Münster als „Intermediär" betreiben würden, können Sie die Abrechnung auslagern, ihren Kunden aber dennoch die Nutzung ihrer Infrastruktur zur Verfügung stellen und Erlöse daraus generieren. Nähere Informationen zu dem Projekt und dem weiteren Verlauf finden Sie auch unter: www.CrowdStrom.de. (Maiausgabe 2015 des Behörden-Spiegel)